Die Effizienz einer Regierung wird möglicherweise jetzt danach bemessen, ob sie im Stande ist, das alltägliche Verhalten der Menschen zu verändern. Entscheidend ist jedoch, ob sie auch in der Lage ist, in der näheren Zukunft die Konsequenzen, die sie durch die eingesetzten Restriktionen heraufbeschworen hat, wieder in den Griff zu bekommen. Wenn sich zeigt, welchen Preis wir tatsächlich für was genau bezahlt haben. Und sich dadurch offenbart, ob die Verhältnismäßigkeit gegeben war und nach welchen Kriterie – inklusive der jetzt noch nicht offensichtlichen Hintergründe – entschieden wurde. Dann wird sich zeigen zu wessen Wohle der Staat tatsächlich entschieden hat. Ob unsere Regierenden ihrer Aufgabe als Volksvertreter gerecht wurden oder ob sie einmal mehr Marionetten der Schattenmacht Kapital in Form bestimmter Industriezweige und Investoren waren, in ihren Entscheidungen und Anordnungen. Dann hoffentlich wird das Volk nicht nach einem weiteren starken, restriktiven Führer verlangen – wie es in vielen Jahrhunderten bisher war – sondern anfangen, selbst mitzudenken und nach Entscheidungsmöglichkeiten zu verlangen.
Das in dieser Zeit offenbar gewordene Thema der Stärkung der Rolle der Nationen innerhalb der Europäischen Union darf auch einmal unter anderen Gesichtspunkten beleuchtet werden. Wer im eigenen Haus kaum zu bewältigende Probleme hat, dessen Aufmerksamkeit liegt nicht beim Nachbarn. Nichts Neues an der Erkenntnis-Front. Die Frage, die sich hier stellt ist, hatten wir vor Corona keine Probleme im eigenen Staat? Ist Corona das einzige Problem, das es erlaubt, erstmal das eigene Volk zu unterstützen – und in diesem Fall zu schützen? Es gäbe intern genügend Probleme die angepackt hätten werden können, bevor man sich in heldenhaftem Großmut nach Außen wendet. Angefangen mit der Regulierung des Gesundheitssystems bspw. zugunsten alternativer Heilmethoden und einer angemessenen Bezahlung der Pflegekräfte bis hin zu einer langen Liste anderer interner Angelegenheiten. Hier darf das Thema Nationalismus gerne neu diskutiert werden, wie man ihn definiert und ob er in einem bestimmtem Rahmen nicht doch Sinn macht. Und ob die Entscheidungsgewalt möglicherweise sogar öfters auf kommunalen Ebenen liegen sollte, nah dran am Volk und dessen jeweiligen Bedürfnissen. Idealerweise mit einer Verfassung für ganz Europa, aber ohne die jetzigen Beschränkungen zu regulierendem Eingreifen auf kommunaler Ebene. Eine Schließung der Grenzen bringt neue Probleme wie man sieht, die man mit einer EU-weit einheitlich geltenden Ausgangsbeschränkung hätte vermeiden können, die dann auf kommunaler Ebene in jeder Region jedes Landes nach Bedarf hätte modifiziert werden können.
Experten waren nie aus der Mode. Ohne Experten gibt es keine verlässlichen Technologien und wirklich funktionierende Systeme. Der Zweifel an Experten kommt zustande wenn zu viele gleichzeitig laut schreien und sich selbst als einen Experten ausrufen – unterstützt von Medien, die ständig auf der Suche nach neuen, den Umsatz steigernden Schlagzeilen sind. Die als willfährige Instrumente der Regierung dienen und den geistigen Mainstream unterstützen – aus wirtschaftlichen Gründen. Auch in dieser jetzigen Gesundheitskrise gibt es vielfältige andere Stimmen aus Fachkreisen, die denunziert und mundtot gemacht werden, anstatt eine rege öffentliche Diskussion zu ermöglichen, der sich auch unsere Volksvertreter stellen.
Zeit wird's anzuerkennen, dass China schon längst weltweit seine Fangarme ausgestreckt hat und überall an wichtigen Knotenpunkten sitzt. Ein Faktum, das die meisten bisher nicht gesehen haben oder es nicht wollten. In diesem Kontext kann man durchaus das Wertesystem in unseren Köpfen kritisch überdenken, das derzeit noch vorherrscht: das europäisch/amerikanische Wertesystem der Weißen als absolutes Erfolgsmodell. Vielleicht ist unsere Sichtweise von wirtschaftlichem Wachstum kombiniert mit maximaler individueller Freiheit nicht in jeglicher Hinsicht das Non-plus-Ultra. Und die USA als Retter der Welt haben sowieso schon lange ausgedient, auch wenn sie selbst das noch nicht wahrhaben wollen.
Panik als Motor für Verhaltensänderungen? Traurig stimmende Worte. Bewusstseinsstärkung ist ein gesunder Motor für Umdenken und nachfolgende Verhaltensänderungen. Panik knechtet und macht abhängig. Klares Bewusstsein macht stark, kann aber nur erreicht werden, wenn man selbstständig denkt und hinterfragt. Wer seinem Volk aber nur Einheitsbrei vorsetzt und kontroverse Diskussionen in vielen Bereichen nicht erlaubt, zieht keine mündigen Bürger heran. Diese Vorgehensweise hat genau den derzeitigen Effekt verursacht: das Pöbeln, Denunzieren, Abwerten und Ausgrenzen, das wir täglich nicht nur in den sozialen Medien erleben dürfen, sondern von dem auch unsere Politiker – hier kommt der Begriff "Volksvertreter" besonders gut zur Geltung – ausgiebig Gebrauch machen in ihren Auseinandersetzungen um die Macht. Alle reden von Toleranz und keiner praktiziert sie.
Ein neuer Generationenkonflikt? Die Corona-Krise führt in der Praxis und im täglichen Leben glücklicherweise zum Gegenteil in meiner Umgebung. Die jüngeren unterstützen die älteren wo es nur geht. Allerdings darf auch das Thema alt werden neu diskutiert werden, und zwar in jeglicher Hinsicht: was die Integration unserer älteren Menschen ins gesellschaftliche Leben angeht und unsere Verantwortung ihnen gegenüber, ihre Stellung in der Generationenfolge und die Wertschätzung für das, was sie vor uns geschaffen haben – mit allen Möglichkeiten zur Kritik – ebenso wie das stets vermiedene Thema Tod und würdiges, selbstbestimmtes Sterben.
Mensch oder Wirtschaft – diese Frage wird hier gestellt. Eine Wirtschaft ohne Menschen funktionert nicht und ist außerdem sinnlos, da unnötig. Diese Krise ist ein Grund mehr, nachhaltig zu überdenken, wie wir zukünftig Mensch und Wirtschaft als harmonische Einheit gestalten können. Die Wirtschaft muss dem Menschen dienen, nicht umgekehrt, wie es derzeit maßgeblich erscheint. Und zuerst muss der Mensch einmal sich selbst dienen und der Erde. Das haben wir leider vergessen, und alle Völker, die in diesem Einklang gelebt haben, nahezu ausgerottet. Die Wirtschaft und ihr Wachstum waren und sind der Grund dafür. Ohne funktionierende Wirtschaft aber würden wir zurück in Zeiten kommen, die sich auch keiner wünscht. Nachhaltiges Wirtschaften in respektvollem Umgang mit den Ressourcen, Beschränkung auf Notwendiges anstatt exzessivem Konsum, Konsolidierung von Vorhandenem, volle Teilhabe jedes einzelnen Mitglieds der Gemeinschaft und Integration aller Bedürfnisse – das sind die Themen der Zukunft, anstatt einem Entweder-Oder.
Ein weiterer die Augen öffnender – verlinkter – Beitrag über die Folgen des derzeitigen Geschehens und seiner Hintergründe: Dieser Crash ist die große Umverteilung, so Dirk Müller, und sie ist kein Zufall.